Mittwoch, 23. April 2014

Die verpasste Chance oder was war gleich Jubla Plus?


















 Eine Gedankenreise

Stellen sie sich vor: Sie sind vor einigen Jahren oder gerade erst mit ihrer Familie in die Schweiz gekommen. Aus irgendwelchen Gründen wurden sie zu diesem Schritt gezwungen. Langsam fassen sie hier Fuss und sie wissen, die Schweiz wird ihre neue Heimat, ob sie wollen oder nicht. Und von allen Seiten, von Nachbarn, Behörden und beim Einkaufen hören sie immer wieder: Integration oder zurück nach Hause! Für sie ist das gar nicht so einfach, loszulassen. Aber wenigstens ihre Kinder, die sollen sich in der neuen Heimat wohlfühlen.

Und siehe, ein Silberstreif am Horizont. Es gibt einen Jugendverein, der kümmert sich nicht darum, wie ihre finzielle Lage aussieht, wie es um ihren Flüchtlingsstatus bestellt ist oder an welchen Gott sie glauben. Der gibt ihnen vor, offen zu sein für alle. Also schicken sie ihre Kinder dahin und die werden tatsächlich gut aufgenommen.

Und dann, kurz vor dem 1. August flattert ihnen eine Werbung von diesem Verein ins Haus, dezent in braunen tönen gehalten und in der Mitte prangt die Schweizer Nationalflagge und sagt ihnen: Ich schwör! Und sie erinnern sich an den Artikel der 20 Minuten vom letzten Jahr, als von Neonazis am Rütli zu lesen war und fragen sich: Sind meine Kinder jetzt in einem rechtskonservativen Verein gelandet? War das mit der Öffnung alles gelogen?

Zurück in der Schweiz

Jubla Plus, jubla.bewegt, davon schon mal was gehört? Ging es da nicht darum, die Jubla Attraktiv für alle zu gestalten?

 Ich habe nichts gegen eine gesunde Portion Lokalpatriotismus einzuwenden. Aber gerade in der Jubla, so finde ich, sollte man doch neues wagen. Deshalb verstehe ich nicht, wieso man, wenn man schon die Chance hat die 1. Augustfeier auf dem Rütli zu verbringen, den Nationalfeiertag nicht Jubla Like und offen und einladend für alle gestaltet hat (Bunt und Verrückt, ausserhalb der Norm, mit Erwartungen brechend und ein Leuchten in Kinderaugen hervorrufend). Die Werbung kommt daher wie eine Einladung zu einem Pick-Nick der jungen SVP.

Das OK macht den einen grossen Kardinalsfehler: Es reproduziert Klischees. Damit können sich einige Identifizieren, andere werden dadurch abgestossen oder ausgeschlossen. Es gibt einen Grund, wieso man immer gesagt bekommt, man solle keine Witze über Randgruppen machen. Oder wieso man auf eine Gendergerechte Sprache achten soll. Nämlich aus Respekt vor anderen.

Ich schwör: In meinen Augen ist dies der PR-Super-GAU!